Mittwoch, 30. Dezember 2020

Die Geschichte der MotoGP-Kommentatoren Deutschlands

 Ich verfolge die MotoGP, was das Fernsehen angeht, noch nicht sehr lang. Erst seit 2019 kann man in Deutschland alle Rennen und Qualifyings im Free TV sehen. Die Übertragungen der MotoGP insgesamt begannen 2004 mit Kommentator Ron Ringguth und Experte und Ex-Weltmeister Dirk Raudies auf Eurosport. Der gebürtige Krummennaaber Lenz Leberkern war ebenfalls als Kommentator tätig und kommentiert mit Raudies auch heute noch die Superbike-WM im PayTV Eurosports.

Die MotoGP-Rennen selbst waren alle umsonst zu sehen, die der kleineren beiden Klassen nicht immer. Das änderte sich nicht, als 2009 die Rechte zu Sport1 übergingen. Nur kommentierte Eddie Mielke alle Rennen, Alex Hofmann wurde neuer Experte, kommentierte aber erst ab 2011 die Rennen mit.  Die MotoGP war immer zu sehen, und zwar im FreeTV, die beiden kleinen Klassen nicht immer. Leider war zu dieser Zeit ausgerechnet die Königsklasse nicht sehr abwechslungsreich. Eine Saison wie 2020 war damals noch unvorstellbar. Die kleinen Klassen waren deutlich spannender, aber nicht immer zu sehen.

2015 bekam Eurosport die Rechte zurück, und wieder kommentierten Ringguth und Raudies, während Hofmann Experte in der Boxengasse blieb. Auch Leberkern kam zumindest teilweise wieder und kommentierte und schnitt diverse Hintergrundfilme. Nun war auch die MotoGP nicht immer im FreeTV zu sehen. Und es gab ordentlich Ärger im Paradies. Hofmann, der selbst MotoGP gefahren war, bemerkte die mangelnden Fachkenntnisse von Raudies und Ringguth und kommentierte schon ab dem zweiten Wochenende beim MotoGP-Rennen mit. Zudem zeigte sich Ringguth damit überfordert, alle Rennen und alle Trainings zu kommentieren, somit kam ab Frankreich mit dem Kärtner Hannes Orasche ein weiterer Kommentator hinzu, der jetzt bei den kleineren Klassen kommentierte. Doch dem Ringguth konnte man es auch so nicht rechtmachen, denn jetzt fühlte er sich UNTERFORDERT und nahm Leberkerns Aufgabe der Vertonung der Hintergrundfilme. Dieser hatte jetzt nichts mehr zu tun und bekam zwar Verteidigung Hofmanns, war aber schon aber dem Sachsenring nicht mehr dabei. Dafür fehlten dann Hofmann und Orasche in Indianapolis und mit dem aus NRW stammenden Ex-IDM-Champion Stefan Nebel kam ein weiterer "Experte", Präsenter und Kommentator hinzu. Gut, dass er jetzt die Superbike-WM bei ServusTV zusammen mit Philipp Krummholz kommentiert. Später fehlte auch einmal Ron Ringguth, es gab also schlicht und einfach keine Ordnung, wer wann was kommentiert. Dann wurde kurz vor Saisonende die Entlassung Ringguths verkündet, auch Raudies würde nur noch bei den Superbikes kommentieren. Als die Saison schon vorbei waren, stieg völlig überraschend auch Hofmann aus und beschloss, zu ServusTV kommentieren, allerdings für drei Jahre nur in Österreich. Es verblieben also nur Orasche und Nebel. Versuche, Ringguth und Raudies doch zurückzuholen, scheiterte.

Dafür kamen der Ex-Footballer Jan Stecker als Präsenter (eine Aufgabe, die eigentlich Nebel gehört hätte), Ralf Waldmann als Experte und Harry Weber als Moto3-Kommentator hin zu. Orasche verblieb als Kommentator der MotoGP und Moto2, und überraschenderweise war Nebel bei ALLEN Rennen und Trainings als Experte tätig. Man hätte Waldi definitiv mal in die Kabine holen können, man hat es aber nicht. Er kommentierte lediglich aus der Boxengasse und abseits der Strecke.

Es blieb aber nicht bei dem Frieden. 2017 stieg Orasche drei Rennen vor Schluss aus. Dann, 2018, gab es kurz vor Saisonbeginn eine Hiobsbotschaft. Ralf Waldmann verstarb völlig überraschend an einem Herzinfarkt. Er wurde nicht ersetzt, sondern Nebel, der nie auch nur ein WM-Rennen gefahren war, blieb alleiniger Experte. Ich frage mich, wie er die ganze Arbeit geschafft hat, will es nicht als anstrengend Bezeichnen, aber, wenn es nicht nur die Qualifyings und Rennen sind, sondern auch die Trainings und das Warm-Up, ist doch sehr wenig Zeit für ein Päuschen. Weber blieb das Schicksal erspart, er kommentierte zwar die beiden größeren Klassen, wurde aber in der Moto3 durch Ruben Zimmermann ersetzt, der mir, um ehrlich zu sein, neben Nebel nie richtig auffiel, auch bei Philipp Öttls Sieg in Jerez, bei dem Weber tatsächlich vor Freude auf den Tisch sprang, nicht. Ich dachte, Weber würde jetzt alles kommentieren.

Wie auch immer, so spannend die Rennen da auch waren, meine Lust auf MotoGP gucken war da nicht sehr hoch. Deswegen hat mich der Wechsel zu Servus TV 2019 deutlich positiver gestimmt. Servus TV allgemein ist ein Sender, der jetzt nicht großartig ist, aber bei dem man sich immerhin nicht fremdschämen muss. Hofmann selbst kommentiert an der Seite des Tirolers Christian Bruggers, und beide machen ihre Arbeit sehr gut. Mir gefällt Philipp Krummholz von den World Superbike-Übertragungen zwar noch etwas besser mit seiner emotionalen Art, aber Brugger ist sehr anständig, ruhig und ziemlich humorvoll. Als Experte aus der Boxengasse ist der Veteran Gustl Auinger tätig, der immer noch nicht an Rente denkt, auch Stefan Bradl ist Teil der Servus TV-Mannschaft, 2020 kam er aber fast nie zum Einsatz, da er Marc Marquez ersetzten musste, der ja wegen seiner Verletzung die gesamte Saison verpasste. ¡Mejorate pronto Marc!

Auch Stefan Nebel schaut sich hin und wieder im MotoGP-Lager um und kommentiert manchmal aus der Boxengasse oder von den Rennen aus anstelle von Alex oder Gustl. Ich finde, alle machen ihren Job gut, im Gegensatz zu Eurosport gibt es hier keine Nervensägen oder Lahmärsche mehr. Bleibt nur zu hoffen, dass das so bleibt. Und dass die MotoGP ja auch so spannend bleibt! Obwohl, die Grünen werden das früher oder später kaputt machen...

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